Viele Studien zu Glyphosat sind nicht zuverlässig

 

Die Zulassung von Glyphosat in der EU gilt noch bis 2022. Widersprüchliche Studien erlauben keine sichere Aussage über die effektive Gefahr, die von der Substanz ausgeht. Diese wird in Unkrautvernichtungsmitteln wie „Roundup“ von Monsanto, jetzt Bayer, verwendet. Trotz der Unsicherheit überlegt Brüssel eine Verlängerung der Zulassung.

Fachbehörden aus Frankreich, Schweden, Ungarn und den Niederlanden haben im Auftrag der EU-Kommission am 15. Juni 2021 einen Bericht zu Glyphosat vorgelegt und kommen zu einem klaren Ergebnis: Das Herbizid sei nicht krebserregend, es schädige nicht das Erbgut und es sei weder für menschliche Organe noch für den Hormonhaushalt gefährlich. Die Prüfung erfolgte auf Grundlage vorhandener Studienergebnisse.

In der Europäischen Union entscheidet – gemäß der EU-Pestizidverordnung – die Frage, ob Glyphosat beim Menschen erhebliche Gesundheitsschäden hervorrufen kann, darüber, ob das Pestizid zugelassen werden darf. So müssen die Hersteller unter anderem anhand von Studien den Nachweis erbringen, dass ihr Pestizid beim Menschen das Erbgut nicht schädigen kann.

Prof. Dr. Siegfried Knasmüller und Dr. Armen Nersesyan – zwei renommierte Experten für Gentoxizität (DNA-Schädigung) am Institut für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien – haben in ihrer Analyse nur 2 der 53 Studien, die für die aktuelle EU-Zulassung von Glyphosat herangezogen worden waren, als "zuverlässig" eingestuft. Die große Mehrzahl, nämlich 34 von 53 Studien, stuften sie als „nicht zuverlässig“ und die restlichen 17 als nur „teilweise zuverlässig“ ein.

Die Hersteller hatten diese Studien im vorherigen Zulassungsverfahren als Beweis der Unbedenklichkeit ihres Pestizidwirkstoffs vorgelegt.

Dennoch hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 45 dieser Studien als vollwertige Beweise und 6 weitere als ergänzende Beweise für das Nichtvorhandensein von Gentoxizität (DNA-Schädigung) akzeptiert und sich im November 2015 für eine Zulassung von Glyphosat ausgesprochen. Damit widersprach sie der WHO-Krebsforschungsagentur (IARC), die wenige Monate zuvor Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft hatte.

Eine Entscheidung eines Gerichts hatte 2019 den Weg für diese aktuelle Analyse der zwei österreichischen Krebsforscher geebnet. Die EFSA mußte demzufolge den Zugang der Öffentlichkeit zu den eingereichten Studien ermöglichen. Den Forschern zufolge ist ein Großteil der in den Studien verwendeten Methodik veraltet und entspricht nicht den internationalen Qualitätsstandards.

Ein ganze Reihe von Umweltschutz- und Konsumentenschutzorganisationen verlangen seit vielen Jahren das Pestizid vom Markt zu nehmen. Diese besorgniserregenden Erkenntnisse über die mangelnde Qualität der Studien beim EU-Zulassungsverfahren scheinen ihnen Recht zu geben.

03. Aug. 2021