Wie VerbraucherInnen die Ernährungshoheit zurückgewinnen

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Dass eine gesunde, ausgewogene Ernährung die Grundlage für dass allgemeine Wohlbefinden des Körpers ist, ist inzwischen eine altbekannte Weisheit. Trotzdem werden in Supermärkten überwiegend ungesunde, industriell verarbeitete Lebensmittel angeboten. Der/die DurchschnittsverbraucherIn wird häufig nicht ausreichend informiert und ist sich deshalb nicht bewusst, was er/sie täglich isst.

Kristin Lawless, eine unabhängige amerikanische Journalistin und Ernährungsexpertin, hat dazu ein Buch geschrieben: „Formerly known as food. How the industrial food system is changing our minds, bodies and culture” (zu Deutsch: Früher bekannt als Nahrung. Wie die Lebensmittelindustrie unser Denken, unsere Körper und unsere Kultur verändert). In diesem Buch klagt sie die Lebensmittelindustrie an, einen großen Einfluss auf unser tägliches Leben zu haben.

Lawless erklärt, dass tausende von chemischen Substanzen unsere Körper verändert haben. Die Pestizide, die für Getreide, Gemüse und Obst verwendet werden, die Plastikreste, die Farbstoffe sind Ursache für Infektionen, während andere Stoffe unser körpereigenes Bakteriensystem und unsere Hormonprozesse verändert haben. Da all diese Veränderungen auf unseren Tellern im Laufe von relativ wenigen Jahrzehnten stattfand, wissen wir immer noch nicht darüber Bescheid, wie sich diese Veränderungen auf die Dauer auf unsere Körper auswirken werden.

Laut Lawless sind allerdings auch die aggressiven Werbestrategien, die immer neuere und bessere Innovationen anpreisen, ein großes Problem

Die Journalistin ruft dazu auf, dass KonsumentInnen Druck auf die Industrieriesen ausüben und die eigenen Interessen hervorheben. Denn, so Lawless, wenn große Marken unsere Ernährung kontrollieren, begrenzen sie gleichzeitig unsere Freiheiten. Die Verbraucher müssen sich, wie Lawless unterstreicht, selbst aufklären, sich organisieren, mobilisieren und in einer globalen Bewegung gegen die großen, multinationalen Unternehmen kämpfen. Die Unternehmen würden nämlich unsere Gesundheit und unsere Zukunft bedrohen, wenn sie weitermachen wie bisher.

Um den Lesern ihres Buches eine klare Zusammenfassung zu geben, schließt Kristin Lawless mit einem Manifest ab, das neun Ideen zur Veränderung enthält:

1.       Das aggressive Marketing stoppen, welches „Abfallnahrung“ (wie die Autorin qualitativ schlechte Nahrung nennt) anpreist. Dieses Phänomen ist besonders in den USA präsent, wo der Großteil der Bevölkerung sich von industriell verarbeiteten Lebensmitteln ernährt, weil diese billiger als frische Lebensmittel sind. Beispiele wären etwa die zahllosen Fast-Food-Ketten, wie etwa McDonald’s.

2.       Marketingstrategien, die Pulvermilch für die Ernährung von Kindern anpreisen, müssen gestoppt werden.

3.       Etiketten mit der Aufschrift „schadet der Gesundheit“ (etwa wie auf Zigarettenpackungen) sollen für sehr ungesunde Lebensmittel gesetzlich vorgeschrieben werden.

4.       Weniger chemische Zusatzstoffe in den Lebensmitteln.

5.       Für die gesamte Bevölkerung soll der Zugang zu chemiefreien Lebensmitteln erleichtert werden.

6.       In öffentlichen Schulen sollen Ernährungskurse Pflichtmodule sein.

7.       Ein angemessenes Grundeinkommen soll gewährleistet werden (dies ist eines der Probleme, die in den USA dazu führen, dass die ärmeren Gesellschaftsschichten vor allem Fast Food konsumieren).

8.       Der neue Feminismus soll dazu führen, dass auch die Arbeit von Hausfrauen bezahlt wird.

9.       Bruststillen ist ein Menschenrecht und deshalb sollte ein bezahlter Mutterschaftsurlaub von wenigstens sechs Monaten für die arbeitende Mutter Standard sein.

06. Juni 2019