Was kosten Lebensmittel wirklich?

Interessante Studie: bei „wahren“ Preisen wären Bioprodukte kaum teurer wie konventionelle Produkte

 

 

Der Preis für Lebensmittel, den wir an der Ladenkasse zahlen, spiegelt nicht alle Kosten wieder, die diese Lebensmittel beinhalten. Auf allen Ebenen der Produktion entstehen sogenannte externe Kosten. Nur wenn man die externen Kosten mitberechnet, kann man die wahren Preise der Lebensmittel bestimmen. Biolebensmittel werden in der Regel mit deutlich mehr Sorgfalt und Rücksichtnahme produziert. Das ist arbeitsintensiv und kostet daher direkt mehr. Konventionelle Lebensmittel kommen uns VerbraucherInnen indirekt aber deutlich teurer zu stehen, da die Umwelt belastet wird und die Gesellschaft die Nachsorgekosten tragen muss.

 

Der wahre Preis unserer Lebensmittel

 

Um die versteckten Kosten bei der Lebensmittelproduktion aufzudecken hat der Lebensmittelhändler Penny eine Studie bei der Universität Augsburg in Auftrag gegeben. Die Lebensmittelproduktion ist der Grund für eine Vielzahl an Umwelt- und Gesundheitsproblemen und bringt somit eine Reihe an Folgekosten mit sich, die momentan nicht in die Marktpreise für Lebensmittel einbezogen werden.

 

Fleisch müsste fast dreimal so viel kosten

 

Die Studie untersucht die Produktion von Lebensmitteln hinsichtlich der entstehenden Umweltbelastungen Stickstoff, Treibhausgas-Emissionen und Energieverbrauch. Die größte Fehlbepreisung gibt es bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs: Wenn alle Folgekosten in den Marktpreis mit einberechnet werden würden, müsste Fleisch fast dreimal so teuer sein wie sie es momentan ist. Die hohen externen Kosten und damit verbunden nötigen Preisaufschläge ergeben sich in erster Linie durch die energieintensive Aufzucht der Nutztiere in Form von Futtermittelanbau, Beheizung und Belüftung der Ställe und den Stoffwechsel der Tiere. So müsste den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge der Preis für Fleisch aus konventioneller Aufzucht bei Berücksichtigung der versteckten Kosten um satte 173 Prozent steigen. Normale Milch würde sich um 122 Prozent verteuern, Gouda-Käse um 88 Prozent und Mozzarella um 52 Prozent. Deutlich geringer wären die Aufschläge bei Obst und Gemüse. Bananen würden um 19 Prozent teurer, Kartoffeln und Tomaten um 12 Prozent und Äpfel um 8 Prozent.

 

Bio wäre nicht teurer als konventionell

 

In der Studie wurden die Folgekosten aller untersuchten Lebensmittel bei konventioneller und biologischer Herstellung getrennt voneinander ermittelt. Bio geht dabei klar als Gewinner hervor: Bei tierischen Produkten aus Bioaufzucht wäre im Vergleich nicht einmal eine Preisverdoppelung nötig, da hier auf mineralische Stickstoffdünger beim Pflanzenanbau verzichten wird und nur in geringen Mengen industriell produziertes Kraftfutter zum Einsatz kommt. Auch bei Milchprodukten und pflanzlichen Erzeugnissen liegen die Preisaufschläge bei biologischer Herstellung weit unter denen der konventionellen Produktion. Bei pflanzlichen Lebensmitteln aus biologischem Anbau wäre nur 6 Prozent Preisaufschlag nötig.

 

Die Folgekosten sind weitaus größer

 

Die tatsächliche Preisdifferenz liegt noch weit über der momentan berechneten Verzerrung. Die Datenlage zu gravierenden weiteren Umweltfolgen wie beispielsweise den Auswirkungen von Antibiotikaresistenzen für uns Menschen, die ökologischen Folgen von eingesetzten Pestiziden oder das Tierwohl ist bisher so dünn, dass diese Folgekosten nicht in die Studie mit einberechnet werden konnten.

 

Fazit

 

Das Fazit des ehrenamtlichen Geschäftsführers des Konsumentenschutzvereins Robin, Walther Andreaus, laut daher: „Die Studie der Augsburger Wissenschaftler zeigt, dass Bioprodukte weit weniger gravierende Umweltprobleme und Folgekosten als konventionell hergestellte Nahrungsmittel erzeugen. KonsumentInnen können daher jetzt schon aktiv werden. Die Folgekosten unseres Konsums sollten für die VerbraucherInnen jedoch sichtbarer gemacht werden, so könnten diese besser am Ladenregal entscheiden. Es ist in unser aller Interesse, dass sich die wahren Produktkosten bald auf den Preisschildern finden. Derzeit tragen Umwelt und Gesellschaft die Kosten für Schäden. Und viele Schäden wie Leid an Mensch und Tier können auch nicht in Geld aufgewogen werden.“

 

Übersicht der ungewichteten True Costs-Berechnung der Universität Augsburg

Quelle: Penny.de 09/2020

 

 

Lebensmittel/alimento

Produktionsart/tipo di produzione

Preisaufschlag/aumento del prezzo

Apfel/mele

Konventionell/convenzionale (bio)

8% (4%)

Banane/banane

19% (9%)

Kartoffel/patate

12% (6%)

Tomate/pomodori

12% (5%)

Mozzarella

52% (30%)

Gouda/formaggio Gouda

88% (33%)

Milch/latte

122% (69%)

Fleisch/carne

173% (126%)

 

08. Sep 2020