Rechtswidrigen"Cookie-Bannern" geht es an den Kragen

Datenschutzorganisation Noyb geht mit Software und Beschwerden für eine freie Wahl von Cookies vor

Die Welle rollt seit letzter Woche: Die von Max Schrems gegründete europäische Datenschutzorganisation Noyb will mit einer groß angelegten juristischen Beschwerdewelle gegen rechtswidrige Cookie-Banner im Web vorgehen. Der Verein verschickte rund 560 Beschwerdeschreiben an Unternehmen in Europa und den USA, die nach Einschätzung von Noyb rechtswidrig mit Cookie-Bannern eine Zustimmung zum Tracking einholen. Damit startet die größte Beschwerdewelle seit dem Inkrafttreten der europäischen Datenschutzgrundverordnung - DSGVO vor drei Jahren.

Zustimmung aus Frust

Die DSGVO soll Nutzer:innen die volle Kontrolle über ihre Daten geben, aber das Surfen im Internet ist für Menschen in ganz Europa mittlerweile vor allem frustrierend: Lästige Cookie-Banner tauchen an jeder Ecke auf und machen es oft äußerst kompliziert, etwas anderes als den „Akzeptieren“-Button anzuklicken. Unternehmen nutzen so genannte „Dark Patterns“, um mehr als 90% der Nutzer:innen zur Zustimmung zu verlocken, obwohl laut Statistiken der Industrie nur 3% wirklich zustimmen wollen.

Max Schrems, Vorsitzender von noyb: „Eine ganze Industrie von Beratern und Designern entwickelt verrückte Klick-Labyrinthe, um vollkommen unrealistische Zustimmungsraten zu generieren. Menschen mit Tricks zum Zustimmen zu verführen ist ein klarer Verstoß gegen die Prinzipien der DSGVO. Nach dem Gesetz müssen Unternehmen Systeme fair gestalten und den Nutzern eine echte Wahlmöglichkeit bieten“.

DSGVO als Sündenbock

Viele Nutzer:innen halten diese ärgerliche Praxis fälschlicherweise für eine von der DSGVO auferlegte Notwendigkeit. Tatsächlich verwenden jedoch viele Unternehmen Designs, die gegen das Gesetz verstoßen. Die DSGVO verlangt nämlich ein einfaches „Ja“ oder „Nein“ – und will damit irreführende Banner eigentlich verhindern. Die Entscheidung, wie die DSGVO genau umgesetzt und kommuniziert wird, liegt aber bei den Unternehmen.

Noyb will Nutzern Cookie-Spießrutenlauf ersparen

"Ist dieses System erfolgreich, sollten im Laufe dieses Jahres immer mehr Webseiten in Europa einfache und rechtskonforme "Ja oder Nein"-Optionen anbieten und Nutzer:innen der derzeitig zur Ablehnung nötige Spießrutenlauf erspart werden", schreibt die Datenschutzorganisation.

Max Schrems ist durch seine Auseinandersetzung mit Facebook bekannt geworden. Vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) hat er zwei spektakuläre Erfolge erzielt, die den Datenaustausch zwischen den USA und der Europäischen Union betreffen (Safe Harbor und Privacy Shield).

 

 

03. Juni 2021