Laborfonds: Wissen was drin ist

Tun Zusatzrentenfonds was gegen die Klimakrise?

 

Ende 2020 waren über 127.000 Beschäftigte der Privatwirtschaft sowie der öffentlichen Verwaltung der beiden Provinzen Bozen und Trient in den Zusatzrentenfonds Laborfonds eingeschrieben. Beamte und MitarbeiterInnen von öffentlichen Verwaltungen, Beschäftigte des Handels und der Dienstleistungen, Metall-, Bau- HolzarbeiterInnen und Lehrpersonal, sie alle und noch viele andere haben ein beträchtliches Anlagevermögen angehäuft. Für die vier Investionslinien wurde 2020 ein Vermögen von über 5 Milliarden Euro verwaltet.

 

Doch wofür wird dieses Geld verwendet? Sind diese Investitionen auch „sauber“? Kritische ArbeitnehmerInnen möchten nämlich nicht, dass hier bei uns immer mehr auf Nachhaltigkeit getrimmt wird, was ja sehr zu begrüßen ist, aber dass mit ihrer Pensionsvorsorge das Gegenteil unterstützt wird.

Zusatzrentenfonds unterliegen zwar der Aufsicht einer eigenen staatlichen Behörde (COVIP) und die Beiträge der Mitglieder werden nach strengen gesetzlichen Regeln angelegt. Geschlossene Zusatzrentenfonds wie der Laborfonds betrauen im Gegensatz zu offenen Zusatzrentenfonds sowie individuellen Rentenplänen (PIP) professionelle Akteure mit der Vermögensverwaltung. Und geben dafür genaue Kriterien vor.

Doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Und für eine detaillierte, regelmäßige Offenlegung des Portfolios an die Mitglieder gibt es bei Laborfonds und Pensplan kein Gehör. Informationen fließen daher spärlich, obwohl es gerade die Eingeschriebenen sind, die das volle Risiko der angelegten Gelder tragen. Das ist schwer nachzuvollziehen. Denn sogar im kapitalistischen Mutterland USA sind institutionelle Investoren mit einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar verpflichtet, ihre Investitionen vierteljährlich mittels des 13F-Formulars offenzulegen.

 

Der Versuch einer Bestandsaufnahme des Laborfonds-Portfolios

 

Im Anhang zur Bilanz 2020 von Laborfonds finden sich einige Hinweise. So wurden für die verschiedenen Investitionslinien die 50 wichtigsten Wertpapiere im Portfolio veröffentlicht.

So sind beispielsweise die Wertpapiere dieser Aktiengesellschaften im Laborfondsportfolio mit hohem ESG-Risiko-Rating (4. Stufe von 5) belegt: Amazon, Facebook, Dassault (Luftfahrt und Verteidigung), Honeywell, BP (Öl und Gas) Rational (Maschinen) und Eiffage (Bau).

Nachhaltigkeits-Ratingagenturen messen zum Beispiel die Exposition eines Unternehmens gegenüber branchenspezifischen wesentlichen ESG-Risiken und wie gut ein Unternehmen diese Risiken managt. Diese mehrdimensionale Art der Messung von ESG-Risiken kombiniert die Konzepte des Managements und der Exposition, um zu einer absoluten Bewertung des ESG-Risikos zu gelangen. Um ethische Investments, grüne Geldanlagen oder Öko-Fonds zu bewerten, haben sich die sogenannten ESG-Kriterien etabliert. ESG steht dabei für environmental, social, corporate governance, also für Umwelt, Soziales und Grundsätze der Unternehmensführung.

Diskutieren könnten man/frau auch über Investments in Bereiche wie Luxuslabels, Waffenindustrie, Öl und Gas, Chemie, Pharma, Alkohol, Kinderarbeit, schlechte Arbeits- und Umweltbedingungen, fossile Brennstoffe, Klima- und Wasserbelastung.

Ein eigenes Kapitel stellt der für einige Investitionslinien tätige Vermögensverwalter BlackRock Investment Management (UK) Ltd dar. Die BlackRock Corporation ist der größte Kapitalorganisator weltweit und seine Rolle in der Finanzwelt ist sehr umstritten. BlackRock Inc. ist gegenwärtig Miteigentümer, etwa als Aktionär, in 18.000 Banken, Unternehmen und Finanzdienstleistern und sind die bestimmenden Aktionäre der größten westlichen Banken, Konzerne und Finanzdienstleister, auch etwa der größten Öl-, Auto-, Agrobusiness- und Rüstungskonzerne, nicht zuletzt auch der größten Digitalkonzerne Amazon, Google, Facebook, Apple und Microsoft. In Deutschland sind sie zum Beispiel in allen 30 DAX-Konzernen vertreten und auch in den vier größten Wohnungskonzernen. Da liegt es schon in der Natur der Sache, dass Anlageentscheidungen im steten Interessenskonflikt getroffen werden (müssen).

So sind über 400 Millionen Euro der ausgewogenen Investitionslinie in den von BlackRock verwalteten Fonds iShares EM Gov. Bd. IndexF. (LU)x2 USD investiert. Der in US Dollar aufgelegte Fonds hat als Anlageschwerpunkt Anleihen von Schwellenländern wie Mexico, Indonesien, Katar und Türkei, um nur die ersten zu nennen.

Der größte Einzelposten mit 481 Millionen Euro investiertem Kapital betrifft den Anleihenfonds State Street Global Treasury Bond Index Fund. 51,4% des Kapitals beziehen sich auf Anleihen der USA und Japan.

 

Das positive Beispiel

 

Kurz vor dem Weltklimagipfel von Glasgow hat der größe Pensionsfonds der Europäischen Union ABP angekündigt sich von seinen Anlagen in Unternehmen aus dem Öl-, Gas- und Kohlegeschäft zu trennen. ABP verwaltet die Betriebsrenten der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst und im Bildungswesen der Niederlande und hat ein Anlagevermögen von 528 Milliarden Euro. Laut ABP Präsidentin Wortmann sei der "radikale Wandel" in der Anlagestrategie des Pensionsfonds notwendig. Die globalen Temperaturen stiegen wegen des Klimawandels innerhalb von sieben Jahren um 1,5 Grad an. Es gelte die langfristigen Ersparnisse der Rentensysteme vor der Bedrohung dieses Wandels zu schützen. Einen anderen Weg, "die notwendige Energiewende bei diesen Unternehmen voranzutreiben" sehe sie derzeit nicht.

Tun Zusatzrentenfonds was gegen die Klimakrise?

Wenn auf papierlose Verwaltung zu setzen ein Klimabeitrag ist, dann ja! Doch wenn es darum geht Anlagevermögen in nachhaltige Beteiligungen zu lenken und Aktien von Firmen abzulehen, deren Geschäftsmodell nicht mit dem Zwei-Grad-Ziel der Pariser Klimakonferenz vereinbar ist geschieht wenig. Zwar ist bei Laborfonds eine vorsichtig-ethische Investitionslinie aufgelegt. Diese verwaltet 377 Millionen Euro von insgesamt über 5.000 Millionen. Sogar Amazon Aktien gelten dabei als ethisch.

Tatsächlich „saubere“ Beteiligungen schauen anders aus, meint der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus. „Leider läßt die mangelnde Transparenz bei den Portfolios von Zusatzrentenfonds keine „Röntgenaufnahme“ zu und daher kann angenommen werden, dass auch der Großteil dieser Vermögenswerte – wie über 99% der restlichen - gegen die Klimaziele arbeiten. Es wäre zumindest notwendig transparent zu zeigen, was unter Nachhaltigkeit verstanden wird und wie diese konkret umgesetzt wird, um dem „Greenwashing“- Verdacht zu entgehen.“


 

 

24. Nov. 2021