Hohe Stromrechnungen: Warum die Rückkehr zum geschützten Markt vor 2024 eine gute Idee sein könnte

Robin: Verfehlte nationale und lokale Energiepolitik mitverantwortlich für die galoppierende Inflation

Haben Sie schon vom bevorstehenden Ende des "Geschützten Marktes/Mercato di Maggior Tutela", -TU.GG- für Strom- und Gasrechnungen gehört? Ach ja, dieses "glorreiche Ende" für die letzte Bastion gegen den freien Markt beim Strom erwartet uns im Jahr 2024.

Wir alle wissen jedoch, dass es viele Ängste gibt, und einige Menschen befürchten sogar, dass ihnen der Strom abgestellt wird, wenn sie nicht zum freien Markt wechseln. Selbst im Hinblick auf die Verwirklichung der Stromautonomie und der Heimholung des Stroms tut unsere Landesregierung alles, um sicherzustellen, dass die Tarife nicht den tatsächlichen Kosten entsprechen. Beispiel dafür ist auch der Gesetzentwurf über die Vergabe der Groß-Konzessionen, der derzeit im Landtag diskutiert wird. Daher müssen die Familien zusätzlich zu den hohen Kosten auch noch die Last der Suche nach günstigen Tarifen tragen. Aber lassen Sie uns einige ungenaue und betrügerische Informationen aufklären.

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass der geschützte Markt, ohne Umdenken in letzter Sekunde, im Januar 2024 auslaufen wird. Doch Vorsicht, das bedeutet nicht, dass die Kund:innen dann auf sich allein gestellt sind. Bis 2027 wird es nämlich ein komplexes System von Schutzmaßnahmen geben, und auch danach wird eine Form des Schutzes bestehen bleiben. Es besteht also kein Grund zur Panik!

Aber kommen wir zum Kern der Sache: den Betrügereien auf dem freien Energiemarkt. Nicht nur, dass wir mit höheren Strom- und Gasrechnungen konfrontiert werden, bei denen die großen Energiekonzerne himmelhohe Gewinne einstreichen, auch die Inflation, die Italien und Südtirol erdrückt, ist auf die Spekulationen dieses freien Marktes zurückzuführen, die von willigen Politikern auf nationaler und lokaler Ebene unterstützt werden. Laut ISTAT wird der Preisanstieg durch "unregulierte Energiegüter" verursacht. Mit anderen Worten: Die teure Energie ist mitverantwortlich für unseren teuren Einkaufswagen.

Und genau hier kommen die betrügerischen Callcenter ins Spiel. Diese "freundlichen" Betreiber versuchen, die Verbraucher zu einem Wechsel des Anbieters oder sogar vom geschützten Markt zum freien Markt zu bewegen. Und wie viele Kunden in Italien wurden von diesen Callcentern betrogen? Nicht weniger als vier Millionen! Ein echtes Geschäft für die großen Energiekonzerne, aber ein großer Verlust für uns arme Verbraucher:innen!

Warum aber sollten die Verbraucher:innem an ihren Verträgen im geschützten Markt festhalten oder darüber nachdenken, vor 2024 in den geschützten Markt zurückzukehren?

Nun, ganz einfach, weil er niedrigere Tarife bietet. Sie werden nicht nur Geld sparen, sondern auch eine ethische und politische Entscheidung treffen. Die Spekulation bei den Energiepreisen hat maßgeblich zur Inflation beigetragen, die uns Verbraucher:innen in Europa in die Knie zwingt. Daher kann die Rückkehr zum geschützten Markt eine kleine Revolution sein!

Im geschützten Markt beträgt der Strompreis für das 2. Quartal dieses Jahres 0,2375 Euro/kWh und für das 3. Quartal 0,2385 Euro/kWh einschließlich Steuern. Bereits für 6 Monate sind die Tarife also sehr günstig. Mit dem Angebotsrechner der Aufsichtsbehörde Arera (Il Portale Offerte) sind im Bereich der Fixpreistarife nur wenige, wenn überhaupt, bessere Tarife zu finden. Das Portal ist zwar ausbaufähig und teilweise eingeschränkt, hilft aber, interessante Vergleiche anzustellen. Der berühmt-berüchtigte Eco-Tarif von Alperia kostet bei einem Jahresverbrauch von 2.700 kWh 70,29 Euro pro Monat, Alperia Free 76,01 Euro pro Monat (Quelle www.alperia.eu, Simulator, 9.7.2023).

Gehen wir davon aus, dass unser Stromanschluss einen Vertrag im geschützten Markt bis zum 9. Januar 2024 hat. An diesem Stichtag ist der Schutz jedoch nicht zu Ende, da es mit einem stufenweisen Schutzdienst bis 2027 weitergeht. Aus den Auktionen des „Aquirente Unico“ werden die besten Angebote des freien Marktes ermittelt und dem Vertrag im stufenweisen Schutzdienst zugeordnet, welcher ein anderes Unternehmen sein kann als das derzeitige.

Dieser Mechanismus hat sich bei den kleinen und mittleren Unternehmen und den Kleinstunternehmen bewährt: Nach Angaben von Branchenexperten sind die Tarife in den Strom- und Gasrechnungen für sie die günstigsten, die es gibt, selbst im Vergleich zum geschützten Markt, und das alles, ohne etwas tun zu müssen. Manchmal ist es daher die beste Wahl, untätig zu bleiben. Der stufenweise Schutzdienst wird bis April 2027 gelten. Selbst dann bleiben die Stromkund:innen, wenn sie nichts unternehmen, einfach bei demselben Anbieter wie in den vergangenen Jahren, aber immer mit dem besten Angebot des Anbieters.

Kurz gesagt, der geschützte Markt endet, aber der Schutz der Bürger nicht, und das ist gut zu wissen, bevor man übereilte Entscheidungen trifft.

Der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus, erinnert daran: "Strom- (und auch Gas-) Kunden sind gut beraten, an ihren Verträgen im geschützten Markt festzuhalten. Es ist auch keine schlechte Idee, den oft heimtückischen freien Markt aufzugeben und in den sichereren Hafen des geschützten Marktes zurückzukehren. Um zu versuchen, Geld zu sparen, muss der Verbraucher heute eine Art Experte sein, denn ahnungslose Stromkund:innen laufen Gefahr, immer wieder in die Fänge eines immer wilderen und unkontrollierbaren freien Marktes zu geraten."

11. Juli 2023