Gratisstrom: die Ablehnung der Verteilung an die VerbraucherInnen ist ein Schmarren

Die Direktlieferung an das Land ist nicht vorteilhafter, im Gegenteil

Letzte Woche erteilte Landeshauptmann Kompatscher dem Südtiroler Strombonus in der Stromrechnung, der jahrelang versprochen wurde, erneut eine Absage. Es sei für die öffentliche Hand und somit den Steuerzahler nämlich günstiger, für öffentliche Dienste Gratisstrom zu beziehen. Diese Aussage stimmt so nicht. Da hilft es auch nicht, wenn der Landeshauptmann nachlegt und verspricht: „Selbstverständlich geben wir den Mehrwert aber in irgendeiner Form an die Bürger weiter. Das können wir auch in sichtbarer Form tun“.

Jene die oft die Politikverdrossenheit der Bevölkerung beklagen sind an vorderster Front, wenn es darum geht, Ankündigungen zu missachten, Versprechen zu brechen und damit Mißtrauen zu säen. Doch Vertrauen ist der wichtigste Baustein der Gesellschaft, sogar wichtiger als Geld, ohne sie entstehen nur gigantische Kosten und die Mitarbeit der Bürger am Gemeinwesen schwindet. Der Strombonus ist ein Paradebeispiel. Schon mit dem Autonomiestatut vorgesehen, hat das Land nie den Strom direkt bezogen, noch ihn an die BürgerInnen weitergegeben. Es hat sich den finanziellen Gegenwert des Gratisstroms von jährlich zwischen 10 und 15 Millionen Euro auszahlen lassen.

Vor einigen Jahren hatte der Landtag beschlossen, den (geringen) finanziellen Gegenwert des Gratisstroms zumindest an die BürgerInnen weiterzugeben. Er könnte jedoch auch beschließen, den Strom an die BürgerInnen zu verteilen, so wie es schon immer die Forderung der Verbraucherschützer war. Das würde zu heutigen Preisen für 300 kWh pro Familie 140 Euro jährlich ausmachen. Denn, und das weiss Landeshauptmann Kompatscher, der Gratisstrom müsste ohne Kosten an die Familien verteilt werden. Die Kosten müssten (auch laut Gerichtsurteilen) die großen Stromproduzenten übernehmen. Ein Großabnehmer wie das Land, könnte den entsprechenden Strom sicherlich günstiger erwerben als Kleinverbraucher, was die Aussage des Landeshauptmannes als nicht der Wahrheit entsprechend darstellt.

„Somit sollte der Landtag genauer hinschauen, wenn Aussagen getätigt werden, die eher zum unsinnigen Donnerstag passen, als in eine Diskussion über die Heimholung des Stroms“, meint der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus.

 

14. Febr. 2022