Die unsichtbare Gefahr in unseren Pfannen: Warum das EU-Verbot von PFAS längst überfällig ist

Pfannen, Funktionskleidung, Backpapier, Zahnseide, Putzschwämme, Pizza- und Fast-Food-Kartons – vieles was wir im Alltag begegnen, könnte eine unsichtbare Gefahr bergen: PFAS sind eine Gruppe aus mindestens 4.000 bis geschätzt 10.000 Chemikalien. Ihre Kohlenstoff-Fluor-Bindungen machen sie extrem stabil, sowohl unter Hitze als auch bei Säure. Sie sind so robust, dass manche von ihnen erst nach Hunderten oder Tausenden Jahren in der Umwelt abgebaut werden, weshalb sie auch »Ewigkeitschemikalien« genannt werden.

Trotz ihrer vielseitigen Verwendung in Produkten des täglichen Lebens stehen sie im Verdacht, das Immunsystem zu schwächen und verschiedene Krebsarten sowie Entwicklungsstörungen zu begünstigen. Die Ergebnisse des Forever Pollution Projekts verdeutlichen, dass Europa stark von PFAS-Verschmutzungen betroffen ist, was ein EU-weites Verbot notwendig macht. Doch Industriellenvereinigungen, Think Tanks und Großbetriebe versuchen, dieses Vorhaben zu untergraben.

Die Belastung durch PFAS in der Umwelt und im menschlichen Körper ist alarmierend hoch. Die Europäische Union hat erste Schritte unternommen, um den Gebrauch dieser Chemikalien zu regulieren, aber ein umfassendes Verbot steht noch aus. Alternativen zu PFAS sind zwar vorhanden, aber ihre Entwicklung und Umsetzung erfordert Zeit und Forschung. Bis dahin ist es wichtig, nicht nur nach dem Konsum von PFAS zu schauen, sondern auch nach ihrer Herstellung, denn dort und nach ihrer Entsorgung fallen die meisten Emissionen an.

Millionen von Tonnen dieser Chemikalien wurden in die Umwelt freigesetzt, kontaminieren Böden, Gewässer und sogar die entferntesten Regionen der Erde. Das "Forever Pollution" Projekt deckte auf, dass 17.000 Standorte in Europa durch PFAS verschmutzt sind, darunter auch sensible Gebiete wie Flughäfen und Militärstandorte. Die von der französischen Zeitung Le Monde veröffentlichten europäischen Daten umfassen zahlreiche Standorte in der Region, deren Vorhandensein bisher unbekannt war: Schadstoffe wurden unter anderem in Trient, Villa Lagarina, Arco und Pergine nachgewiesen. In Vicenza findet bereits ein Prozess gegen die Führungsspitze eines Unternehmens statt, in dem sie wegen der Vergiftung des Wassers durch PFAS angeklagt ist.

Wie gelangen PFAS in den Körper?

Über den direkten Kontakt mit später verzehrten Lebensmitteln oder eingeatmete Teilchen bei Sprays können PFAS direkt in den Körper gelangen. Durch den Abrieb von Kleidung oder Gegenständen verteilen sich die Stoffe außerdem in der Umwelt und reichern sich wegen ihrer Langlebigkeit dort an. Am Ende erreichen sie über die Nahrungskette auch auf diesem Wege den menschlichen Körper.

Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nehmen VerbraucherInnen vor allem über Fisch- und Fleischerzeugnisse PFAS auf; andere tierische Produkte wie Eier und Milchprodukte spielen eine geringere Rolle. Die Bedeutung pflanzlicher Lebensmittel lässt sich aufgrund der mangelhaften Datenlage gemäß BfR aktuell nicht beurteilen. Auch das Trinkwasser kann für die Aufnahme von PFAS relevant sein kann und durch verseuchtes Wasser gezogenes Gemüse und Obst (siehe Vicenza). Zudem können die chemischen Verbindungen über die Muttermilch an Säuglinge weitergegeben werden.

Der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus, gibt den Rat: "Menschen können im Alltag kaum beeinflussen, wie stark sie PFAS ausgesetzt sind, da die Stoffe nicht angegeben werden müssen. Es gilt die Exposition so weit wie möglich zu reduzieren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte und die Inhaltsstoffe von Kosmetikartikeln oder Kinderprodukten checken will, kann auf die Bezeichnung »Fluor« achten und Apps wie »ToxFox« oder »CodeCheck« nutzen. Es ist an der Zeit, dass die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten konsequent handeln, um die Gesundheit der Bevölkerung und die Umwelt zu schützen".

28. März 2024