Die neue ARERA-Stromrechnung ab dem 1. Juli ermöglicht einen direkten Vergleich der Angebote dank des „Angebotskastens“

Der Verbraucherschutzverein Robin schlägt Alarm: Die Stromrechnung in Italien – und damit auch in Südtirol – steigt weiter an. Offizielle Daten der ARERA zeigen, dass die jährlichen Ausgaben für schutzbedürftige Kunden im Jahr 2025 um 22,2 % gegenüber 2024 gestiegen sind – von 498,10 Euro auf 608,72 Euro.
Der Referenzpreis für Strom im geschützten Grundversorgungssystem (2.700 kWh/Jahr, 3 kW Anschlussleistung) liegt derzeit bei 0,2875 €/kWh inklusive Steuern. Fast die Hälfte davon – 14,25 Cent/kWh (49,6 %) – entfällt auf die Energiebeschaffungskosten.
Es handelt sich um einen strukturellen Anstieg, der bestätigt, was Robin seit Langem kritisiert: „Der Schutz der schutzbedürftigen Verbraucher bleibt eine Priorität, doch das Preissystem wälzt weiterhin die Last der nationalen Gasabhängigkeit und des marginalistischen Marktmechanismus auf die Haushalte ab“, so der Verein.
Ein europäischer Kontext hoher Stromkosten
Laut Eurostat wies Italien im ersten Halbjahr 2025 die dritthöchsten Stromkosten Europas auf, wenn man die Kaufkraft berücksichtigt: 0,344 €/kWh nach KKS (=Kaufkraftstandards) gegenüber 0,3916 in Tschechien und 0,3496 in Polen. Obwohl die nominal höchsten Strompreise in Deutschland (0,3835 €/kWh), Belgien und Dänemark verzeichnet wurden, ist die Belastung in Italien im Verhältnis zum Einkommen besonders gravierend – auch weil die Gaspreise in Europa um 8,1 % gesunken sind.
Das Paradoxon, so Robin, bestehe darin, dass „trotz sinkender Rohstoffpreise die italienischen Haushalte keine echten Entlastungen auf der Stromrechnung sehen“, da Steuern, Abgaben und Gebühren weiterhin hoch bleiben.
Die neue Stromrechnung: in manchen Punkten klarer und besser vergleichbar
Seit dem 1. Juli 2025 müssen alle Strom- und Gasanbieter das neue ARERA-Rechnungsformat verwenden.
Die wichtigsten Neuerungen:
• Einheitliches Deckblatt mit den wichtigsten Informationen zu Vertrag, Kunde und Zahlungsbetrag;
• „Energiebon“, der die tatsächlichen Kosten (Menge x Preis) zusammenfasst und zwischen Verbrauch, Fixkosten und Leistung unterscheidet;
• „Angebotskasten“, der den Angebotscode und die Vertragsbedingungen enthält – ein zentrales Instrument, um zu überprüfen, ob der tatsächlich angewandte Tarif dem abgeschlossenen Vertrag entspricht;
• QR-Code und direkter Link zum ARERA-Tarifvergleichsportal, um die Angebote in Echtzeit zu vergleichen.
Leitfaden zum Angebotsvergleich
Mit der neuen Rechnung können Verbraucher endlich konkret prüfen, ob ihr Vertrag vorteilhaft ist. So geht’s:
1. Angebotscode im „Angebotskasten“ der Rechnung finden;
2. Die Website www.ilportaleofferte.it von ARERA besuchen;
3. Eigene Daten eingeben;
4. Tarife der Grundversorgung und des freien Marktes vergleichen, auch von einzelnen Anbietern;
5. Auf die Laufzeit achten: Viele Angebote im freien Markt gelten nur 12 Monate, danach steigen die Tarife deutlich.
Robin empfiehlt, mindestens einmal jährlich einen Vergleich durchzuführen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden und echte Einsparungen zu erzielen.
Die fehlende Stromautonomie
„Südtirol – so Walther Andreaus, Direktor von Robin – zahlt weiterhin Strompreise, als würde der Strom aus Gas produziert, obwohl die Energieerzeugung überwiegend aus Wasserkraft stammt. Es ist inakzeptabel, dass die Südtiroler Bürger, obwohl sie in einer Region mit Energieüberschuss und auf dem Papier bestehender Energieautonomie leben, zu den höchsten Strompreisen Europas belastet werden.“
Andreaus betont, dass das Autonomiestatut (Art. 13) die Möglichkeit einer eigenständigen Regelung der Energiepreise und -ressourcen vorsieht. „Es ist an der Zeit, diese Autonomie endlich umzusetzen – Südtirol muss über seine erneuerbare Energie verfügen können, um Haushalte und Unternehmen zu entlasten.“
Robin verweist zudem auf Gutachten der Universitäten Innsbruck und Padua, die die rechtliche Machbarkeit einer regionalen Energiebehörde bestätigen, die den lokalen Markt nach Kriterien von Fairness und Nachhaltigkeit regulieren könnte.
„Solange der Strompreis an das Gas gekoppelt bleibt – schließt Andreaus – droht die Energiewende ein bloßes Schlagwort zu bleiben. Saubere Energie muss sich in niedrigeren Stromrechnungen niederschlagen, nicht in höheren Gewinnspannen der Anbieter.“